Was bedeutet Freiheit für Dich?
Wo und wie findest Du sie?
In welchem Umfeld und mit welcher Tätigkeit?
Mit welchen Menschen, mit welchem Gesellschaftssystem und in welchem Element?
Das Wort Freiheit beschäftigt uns alle im Moment ja sehr. Oder zumindest einige.
Für mich ist Freiheit mein höchster Wert, den ich in verschieden Facetten ausgelebt habe.
Ich bin in einer Demokratie aufgewachsen und durfte darin 56 Jahre alt werden.
Ich bin viel allein gereist und hatte die Gelegenheit Menschen verschieder Kulturen zu treffen, ihre Sicht
auf das Leben zu erfahren. Es gibt unendlich viele Lebensentwürfe und großartige, kreative Ansätze, die ich teilweise integriert habe.
Ich habe mich immer wieder neu erfunden, alten Ballast abgeworfen und etwas neues gewagt, beruflich im
Laufe der Jahre verschiedene Berufe gelernt und ausgeübt. Im Rückblick ergibt sich für mich ein logischer roter Faden.
Berufliche Freiheit bedeutet heute für mich, das zu machen, wofür ich mich begeistere, worin ich Sinn
erkenne, worin ich Mehrwert bieten kann. Dass ich meine Zeit mit Persönlichkeiten verbringen darf, die ähnliche Werte haben. Mir ist klar geworden, dass ich am liebsten Frauen in ihrer Freiheit
bestärke, neue Möglichkeiten zu entdecken und auszuleben.
So ist auch mein FreiRaum Konzept entstanden - miste deine Räume außen und innen aus, verschaffe dir ein
Umfeld in dem du dich frei fühlst, deinen eigenen Weg erkennen kannst. Dann geh ihn.
Zuvor war ich angestellt, die neue Freiheit als Selbständige hat mir erst einmal Respekt eingeflößt. Jetzt
weiß ich dass das mein Weg ist.
Klar, jede Freiheit bringt auch wieder ein paar Abstriche in anderer Hinsicht. Doch wenn ich fühle, dass
dieses freiheitliche Gefühl das ist, wonach ich gesucht habe, dann ist es ok.
Wir erleben gerade eine besondere Zeit, die uns die Möglichkeit gibt, wieder unserem Inneren zu lauschen
und und uns zu fragen, wer wir sind. Wer wir sein wollen? Wie wir leben wollen!
Ich bin... ja wer bin ich denn?
Ich bin Jemand, der sich und andere gerne bewegt. Ich tanze leidenschaftlich gern Salsa, Bachata, Merengue
und vieles mehr.
Ich bewege gerne Dinge aus der Wohnung, die keine Inspiration mehr geben und platziere geliebte Dinge neu,
um Harmonie und Schönheit zu formen.
Ich nehme mir die Freiheit, meinem Herzen zu erlauben im Jetzt zu leben.
Ich stehe für Gerechtigkeit und Freiheit auf.
Ich wandere gerne in der Natur und verbringe meine Zeit am liebsten am, auf und im Wasser. Wasser bedeutet
für mich Bewegung und Freiheit.
Deshalb möchte ich euch eine Geschichte erzählen.
Im Juni 2000 stehen alle Zeichen auf Neuanfang.
Umzug, Veränderungen im persönlichen Umfeld, bevorstehender Arbeitsplatzwechsel hatten mich erschöpft und
ich war urlaubsreif. Zu dieser Zeit noch im Reisebüro tätig, hatte ich die Wahl zwischen den tropischsten Orten und edelsten Unterkünften. Doch ich ging in mich und fragte mich, was ich wirklich
will. Damals wie heute war die Antwort Freiheit, Selbstbestimmung und die Erfüllung eines Lebenstraums. Also buchte ich mit 35 Jahren einen Flug nach Nordspanien und einen Surfkurs in Langre, in
der Nähe von Santander.
Auf Wellen reiten im Flow. Eine Surfer Faustregel sagt mit zwei ist man zu jung - mit 12 zu alt. Ich war
schon ein bisschen drüber, aber sollte ich deshalb meinen Traum nicht leben? Nein ruft mein Herz, ich will mich spüren, ich entscheide, wann etwas für mich richtig ist.
Langre ist ein kleiner Ort an der Nordküste Spaniens. Zum ersten mal sehe ich saftig grüne Wiesen mit
Kühen, die sich bis an die Meeresküste ausbreiten. Ein bisschen Alm Öhi Gefühl gepaart mit der Weite des Ozeans.
Unsere Surfkursgruppe ist bunt gemischt, Jungs und Mädels von sehr jung bis zu mir. Anfangs hat mich das
etwas eingeschüchtert, doch Verbundenheit, Zusammenhalt und Spaß trägt die Gruppe vom ersten bis zum vierzehnten Surfkurstag. Untergebracht sind wir in einer Jugendherberge mit Doppel- und
Mehrbettzimmern. Der Koch hatte sein Passion zur Berufung erhoben und zaubert köstliche Gerichte mit frischen Zutaten in unglaublichen Mengen. Am ersten Abend erstaunt mich das noch, doch schon
nach dem ersten Kurstag esse auch ich doppelt so viel wie normalerweise. Surfen ist echtes Krafttraining und steigert den Appetit ungemein.
Wir traben also täglich zum Atlantik Strand, der fußläufig erreichbar ist und starten mit Trockenübungen.
Aus dem Liegen oder aus dem Liegestütz in den Stand springen, je nachdem ob Goofy oder Regular, mit rechtem bzw. linken Fuß nach vorne springen. Surflehrer Boris findet das leicht raus, indem er
uns einen Schubs gibt. Dazu gibt es allgemeine Surfer Regeln, Handhabung und Befestigung der Leash, wie trägt man das Board ohne Passanten umzuhauen, das richtige wachsen des Bretts, immer beim
Auftauchen den Kopf mit den Armen zu schützen uvm. hilfreiche und wichtige Informationen. Der Hauptaugenmerk liegt jedoch auch den Wellen selbst. Welche Welle kommt von wo und fließt wohin, Höhe
und Kraft der Wellen, wer hat Vorfahrt beim Wellenreiten und ja, wann endlich kommen die Wellen. Wellen checken, das könnte ich stundenlang machen, für mich die schönste Form der
Meditation.
Wir verbrachten Tage im Trockentraining und im Weißwasser eines fast spiegelglatten Atlantiks. Wir üben
paddeln und aufstehen, paddeln und aufstehen, über das Weißwasser oder im Duckdive unter dem Wellenschaum durch nach draußen. Kein Abend ohne Muskelkater in Oberarmen und Schultern, wund
gescheuerten Beckenknochen und einem seligen Lächeln auf den Lippen. Anhand von Videoaufzeichnungen analysieren wir unsere Fortschritte und freuen uns über jeden noch so kleinen
Erfolg.
Ich bin von Natur aus nicht die Geduldigste, doch die Begeisterung packt mich und ich übe mit einer
erstaunlichen Ausdauer. Ich paddle hinaus, verschnaufe und warte auf die Welle, die mich dann doch nicht mitnimmt, weil ich sie verpasse, zu langsam aufstehe, sie unter mir wegrutscht. Es gibt
aber auch diese ersten kurzen surfenden Sekunden, wenn die Welle kommt, das Brett leicht anhebt und mitnimmt. Dieses Gefühl vom Ozean akzeptiert und mit ihm verbunden zu sein, dieser
unbeschreibliche Flow, kurz bevor man wieder ins Wasser fällt, macht Lust auf mehr.
Wir planen unsere erste Fahrt zur „grünen“ Welle, für den nächsten Tag. Das ist die Welle weiter draußen,
die noch nicht gebrochen ist. Es ist die Bewährungsprobe für jeden Surfer. Aufgeregt und nervös verbringen wir den Abend. Nachts kommt ein heftiges Gewitter, es kracht und blitzt und die Windboen
wühlen den Atlantik auf. Am nächsten Tag werden unsere Augen groß beim betrachten der wogenden Wassermassen. Das sind definitiv keine Anfänger Bedingungen, der Wellengang ist rau und ich habe
nicht die geringste Ahnung wie ich die Kraft aufbringen soll, die schäumenden Wassermassen zu durchtauchen, um nach draußen zu gelangen. Es ist ein kraftraubendes Unterfangen, und endlich weiß
ich warum wir den Duckdive so intensiv trainiert haben. Je länger ich die Wellen lese, desto klarer wird mir, dass ich nach Hause gehen oder am Strand bleiben sollte.Trotzdem kämpfe ich mich ein
ums andere Mal durch die Wassermassen für die Chance eine Welle zu reiten. Ich habe literweise Wasser geschluckt, sogenannte Waschgänge durchlaufen diverse blaue Flecken, weil der Wind noch
stärker wird und mir das Brett gegen Arme, Beine und den Kopf knallt. Die Wellen wirken monströs und bedrohlich, es sei angemerkt dass Wellen grundsätzlich viel größer wirken, wenn man sie von
unten betrachtet.
Die Kursteilnehmer sitzen am Strand, nur noch die Surflehrer tummeln sich im Wasser.
Ich gebe nicht auf, will endlich zur richtigen Zeit, am richtigen Ort das richtige tun.
Am Spätnachmittag geschieht es, mit klopfendem Herzen tauche ich unter den Schaumkronen durch, richte mich
aus und in dem Moment brüllt der Surflehrer Jetzt! Also paddle ich um mein Leben, und dann stehe ich auf, ich stehe auf meinem Board und unter und neben mir der Ozean und ich surfe. Es fühlt sich
an, wie schweben, als wäre ich losgelöst von Raum und Zeit, ein Gefühl das so unglaublich und unbeschreiblich ist, dass mir nur ein Wort dafür einfällt. Freiheit! In Kombination mit
Glückseligkeit!
„Jaaa!!!“ schreie ich diesen Urschrei aller Surfer, überall in der Welt. Ich spüre Gefühle der ultimativen
Freiheit, als leuchte ich von innen, neu geboren und Zuhause. Ich weiß, jetzt genau in diesem Moment liegt alles. Ich bin im Paradies auf Erden.
Anschließend katapultiert mich die Welle in einen Waschgang und ich lande prustend und überglücklich am
Strand. Meine erste Welle als Surferin war zwei Meter hoch. Von oben betrachtet hatte ich den Eindruck auf einem Turm zu stehen und gehörig Respekt. Das unglaubliche Gefühl der Freiheit das
darauf folgte hat mein Leben verändert. Ich habe mir ein
handgearbeitetes Board machen lassen das ich selbst entworfen habe, zitronengelb mit einem Falken an der
Spitze. Seinetwegen habe ich viele Charter Flüge gebucht, weil der Transport günstiger war, um im warmen Wasser der Karibik zu surfen. Mit anderen Freigeistern die Wellen zu checken, die
Sonnenuntergänge zu bestaunen und mich mit ihnen und den Elementen eins zu fühlen.
Was soll ich sagen: Mein Name ist Angela und ich bin eine Surferin denn es bedeutet mir alles. Auch
außerhalb des Wassers stehe ich auf, für das Leben und die Freiheit.
Aloha
Foto: Jeremy Bishop - Unsplash