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Warum wir nicht loslassen können

Was hat denn ausmisten mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun?

 

Einiges!

 

Denn es geht ja nie nur um die Dinge, es geht immer um uns.

An jedes Teil ist ein Gefühl geknüpft und idealerweise beflügelt und inspiriert es uns.

Warum jedoch klammern wir uns an Dinge, die das nicht tun?

 

Warum vertrödeln wir unser Leben damit, die Besitztümer zu verwalten, zu putzen, zu suchen, zu lagern? Bezahlen dafür mit Geld, Gesundheit und unserer kostbare Lebenszeit?

 

Das Interessante an Dingen ist die Tatsache, dass es nie um die Gegenstände geht, sondern um das Gefühl, das wir damit verbinden. Träume, Ideale, Beziehungen, wie wir sein wollen, was wir erleben wollen bzw. wollten. Unsere Vorstellung vom Leben.

 

Was steckt dahinter?

Warum können wir nicht loslassen?

Was sind die beliebtesten Ausreden?

 

 

· Gefühle unterdrücken

 

Wann hat die Stagnation angefangen? Nach einer Trennung, oder einem traumatischen Erlebnis, einem herben Verlust oder einer schwierigen Situation, in der Kindheit?

In Kisten verpackt, eingemottet, oder verstaubt im Regal haben wir die Gefühle abgelegt und trauen uns nicht mehr diese aufzurütteln. Für eine Weile hat das durchaus seine Berechtigung und kann hilfreich sein, doch auf Dauer trennt uns diese Schutzmauer von unserem Inneren und auch von der Außenwelt.

 

Eine mir nahestehende Person hat nach dem Tod ihres Kindes angefangen, wie wild alles Mögliche zusammenzukaufen und ist seither ausschließlich damit beschäftigt, ihr Sammelsurium zu verwalten. Sie hat kaum mehr Platz für sich selbst, von Besuch ganz zu schweigen. Sie hat auch keine Zeit mehr in die Natur zu gehen, zu genießen, zu leben, ihren Hobbys nachzugehen oder andere Menschen zu treffen - seit Jahrzehnten. Das ist sehr traurig und damit ist niemandem geholfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Lieben sich wünschen, dass wir glücklich sind.

Hat es nach dem Ende einer Beziehung begonnen? Der Ring vom Ex, das Möbel, das Kleidungsstück, raunt uns bei jedem Betrachten “du bist gescheitert“ zu. Geben wir die Dinge frei und verschaffen uns damit die Chance eine neue Liebe zu leben und jemanden zu erfreuen, der diese Verknüpfung nicht gespeichert hat.

Holen wir uns die Macht zurück, Stück für Stück, mutig und schöpferisch. Nehmen wir ein Relikt aus der Vergangenheit in die Hand und lauschen unserem weisen Ratgeber, unserem Körper. 

Grummeln und Druck in der Magen Gegend, ein Kloß im Hals und die Luft wird schwer wie Blei - dann tut uns dieser Gegenstand nicht gut.

Das nächste Teil in unserer Hand bewegt unser Herz zu einem leisen, freudigen Klopfen und ein Lächeln tritt unwillkürlich auf unsere Lippen - es inspiriert uns, erfreut uns und könnte uns als Blickfang mehr davon geben.

 

Ein stiller Moment, die Leere der nicht Geschäftigkeit, lassen wir uns ein auf den Tanz unserer Seele. Spüren wir wieder, was wir wollen und was nicht. Starten wir diese Abenteuerreise durch unser Zuhause und graben unsere Träume wieder aus.

 

 

Beliebteste Ausrede - Ich habe keine Zeit !

 

Was sind denn die Fragen, die wir in Kisten und Schubladen sperren?

 

· Wer bin ich?

 

· Warum bin ich hier?

 

· Wie kann ich mein volles Potential  leben?

 

· Was will ich wirklich?

 

· Was kann ich beitragen? 

 

 

 

· Sicherheitsdenken

 

Wir alle brauchen Sicherheit. Doch mal ehrlich, Hungersnöte sind in unseren Breiten recht selten und trotzdem horten wir Lebensmittel im Kühlschrank und Vorratsschrank, die für das nächste Jahr reichen. Einiges wird weggeworfen. Macht das Sinn?

Von allen Dingen zu viel, ist das Ergebnis einer “dem Leben und uns selbst nicht vertrauen“ Mentalität. Der dahinterliegende Grund ist schlicht Angst. Mit jedem Teil das wir loslassen, können wir mehr Selbstvertrauen in uns und das Leben aufbauen.

 

Die vielen Geschenke von Freunden und Verwandten.

Wir schauen sie an und sagen uns, ja ich habe Freunde und werde geliebt. Aber genau betrachtet: Wenn die Freundschaft an diesem Ding hängt, ist sie dann besonders wertvoll? Der Kontakt ist seit Jahren abgebrochen, die Erinnerung nicht einmal erfreulich?

Indem wir das Teil weiterziehen lassen können wir uns für neue Freundschaften öffnen und die erwünschten, bestehenden auch so weiterführen.

 

Brauchen wir wirklich von jeder Kategorie ein bis zwei in Reserve?

 

Beliebteste Ausrede: Das könnte ich ja noch mal brauchen !

 

 

 

· Sich nicht festlegen wollen

 

Fünf bis sechs angefangene, abgelegte oder auf Halde gelegte Hobbys? Das momentan spannendste Feld ist überlagert von Dingen und Informationen, die wir vielleicht wieder ausgraben wollen. Das Gewünschte ist leider nicht aufzufinden.

Sehr typisch ist dieses Verhalten für Hochsensible, Scanner Persönlichkeiten-also vielseitig Interessierte. Doch insbesondere für sie ist es wichtig, sich zu fokussieren. Was gibt mir jetzt ein gutes Gefühl? Wo will ich hin und habe ich das Alte nicht schon integriert?

 

 Beliebteste Ausrede: Das wollte ich doch noch weiter,- bzw. fertig machen !

 

 

 

Die Wohnung sieht wie ein Sammelsurium von Camping Ausstattung aus, nicht schön, aber nützlich. Wohlfühlen in einer schönen Umgebung ist sehr weit weg,weil die Kisten noch halb ausgepackt in der Ecke stehen und die Bilder im Karton verstauben.

 

Provisoriker sind Menschen, die gerne woanders sein möchten, und deshalb nicht im Hier und Jetzt ankommen. Egal wohin wir gehen, wir nehmen uns immer mit. Eine Entscheidung für das Leben an einem anderen Ort zu treffen und sich in der Zwischenzeit ein behagliches Zuhause einzurichten wäre ein guter Plan. Bei der Feinjustierung legen wir die Basis für unsere Weiterreise.

 

Beliebteste Ausrede: Ist nur vorübergehend !

 

 

 

 

· Trotzhaltung

 

Chaos Management aus Protest gegen Autoritätspersonen, Herkunftsfamilie und gegen das Establishment. War es vielleicht in der Kindheit zwanghaft ordentlich, wurde Aufräumen als Strafe eingesetzt? Oder empfanden wir es als zu spießig? Aufräumen und Struktur im eigenen Wohnbereich zu haben, bedeutet nicht, dass wir deshalb klein geistig wären. Im Gegenteil. Es ermöglicht uns, aus einem klaren Geist und unserer eigenen Kreativität unsere Individualität auszudrücken.

Papierberge auf dem Schreibtisch aufzutürmen, um endlich gelobt zu werden, um zu zeigen, wie viel wir leisten? Wir sind jetzt erwachsen, loben uns selbst und räumen es einfach weg. Mit ein wenig Struktur arbeitet es sich leichter und effektiver. Je größer das Chaos, desto mehr Stillstand - Strukturieren heißt Raum für Entwicklung.

 

 Beliebteste Ausrede: Ich brauche mein kreatives Chaos !

 

 

 

· Identität suchen

 

Zusammengehörigkeitsgefühl ist ein Grundbedürfnis, deshalb tut es uns gut mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Das drücken wir auch in unserem Wohnfeld aus. Sammlungen aller Art breiten sich aus. Modellautos, Puppen, Taschen, Kaffeeservice, Bücher, DVD`s sowie alte Programmhefte, werden in Regale gestopft und sollen zeigen, dass wir Interessen haben. Dass wir einer Gruppe angehören, uns für etwas begeistern. Der Haken ist nur, dass wir während wir unsere Sammlungen hegen und pflegen, bestaunen oder sortieren, dabei allein sind. Wenn die Sammelleidenschaft überhand nimmt, haben wir nicht mal mehr die Zeit und Kraft, uns mit Gleichgesinnten zu treffen.

 

Schauen wir doch einmal hinter die Symbole, was sagen sie uns über uns:

 

Mehrere Kaffeeservice - ich bin eine gute Gastgeberin, koche gern für andere...

 

Eisenbahnen, Flugzeuge, Autos - ich liebe Geschwindigkeit...

 

Filme - welches Genre herrscht vor? Komik, Märchen, Action, Natur...

 

Bücher - ich bin belesen, weltoffen..., was erzählen sie über unser Träume?

 

Wir könnten eine Reise buchen, wandern, in eine Ausstellung gehen, ein Abendessen mit Freunden planen, Go Car fahren...

 

 

Oder: Das muss ich auch noch lesen, bevor „ich gut genug“ bin, damit die Leute mich mögen.

Das ist ein Trugschluss, denn andere mögen uns grundsätzlich für das, was wir sind. Nicht für das, was wir gern wären oder was wir besitzen. Nobody is perfect. Kostbar ist das Erleben dessen, was uns ausmacht.

 

Beliebteste Ausrede: Das hat so viel gekostet !

 

 

  

· Ethische Gründe vorschieben

 

Manche von uns horten Plastik Löffel, Plastik Tüten in rauen Mengen und trennen sich nicht davon, weil ja Plastik schlecht für die Meere ist. Was haben das Meer, die Wale und die Delfine davon, dass uns ein ganzer Schrank fehlt, in dem wir Sinnvolles verstauen könnten? Eine schöne Option ergibt sich in der Maßnahme, den Plunder zu recyclen und im Anschluss durch Rucksack, Einkaufskorb und Silberbesteck zu ersetzen. Das freut die Bewohner des Meeres.

 

Diverse andere Gegenstände wabern um unseren Freiraum, Kleidung in der wir uns nicht mehr wohl fühlen oder die nicht mehr passt, Geschenke die wir für Kinder oder Freunde gekauft haben aber nie losgeworden sind. Der kostbare Kunstband oder die Statue, mit der wir uns einmal belohnt haben, die uns jetzt leider rein gar nichts mehr geben. Die Kommode von der Ur-Oma, die wir nicht leiden können, etwas das einmal jemand für uns gefertigt hat. Alle diese Dinge stehen oft mitten im Weg und stören uns im Grunde sehr.

Wir würden sie ja aussortieren, wenn wir einen Abnehmer hätten, der uns schriftlich garantiert, sich bis ans Lebensende maßlos zu freuen.

 

Eine Familie hat beim Umzug für die sperrigen Teile eine „zu verschenken“ Anzeige aufgegeben. Ein Familienvater ist über 80 km gefahren, um das Sofa abzuholen und er hat sich sehr gefreut. Weil noch mehr Möbel abzugeben waren, wurde vereinbart dass er auch den Rest haben kann. Er hat sich voller Freude ein weiteres mal auf den langen Weg gemacht und beide Parteien waren glücklich.

 

Erst wenn wir uns entschließen die Dinge ziehen zu lassen, können wir den Glanz und die Freude in den Augen anderer sehen.

 

 Beliebteste Ausrede: Ich weiß nicht wohin damit !

 

 

 

Indem wir weniger darüber nachdenken, was wir tun wollen, wer wir sein wollen, dafür mehr davon erleben und spüren, kosten wir das wertvollste aller Geschenke aus - unsere Lebenszeit!

 

Indem wir den Mut haben, unsere Gefühle wieder zu spüren, leben wir.

 

Manchmal erfordert das sehr viel Mut, hin zu spüren, die Mottenkiste der abgelegten Emotionen zu öffnen. Um Hilfe zu bitten, wenn wir spüren dass wir diesen Schritt nicht allein gehen können oder wollen, zeugt von Mut und Größe. Belohnt werden wir mit entzücktem Aufatmen, Luft und Lebensraum. Wir können stolz auf uns sein, weil wir couragiert genug sind, wieder unser eigenes Wesen an erste Stelle zu setzen. Weil wir anfangen, fernab der für uns vorgefassten Lebensentwürfe anderer, unseren EIGENEN Weg zu gehen.

 

 

Namaste

 

Angela

     

 Foto - Jonathan Kaufman - Unsplash

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

              

 

 

 

 

 

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